Aufbau und Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten:
Das Thema „regionale Lebensmittelversorgung“ gewinnt in der öffentlichen Diskussion und Wahrnehmung zunehmend an Bedeutung. Der Anteil der als regional vermarkteten Lebensmittel liegt geschätzt bei knapp zehn Prozent und bietet Potenzial für Wachstum. In der Sitzung am Mittwoch, 22. September 2021, diskutierten die Mitglieder des Ausschusses für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz auf Antrag der FDP/DVP-Fraktion mögliche Maßnahmen zum Aufbau und zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten. „Die Entscheidung für regionale, qualitativ hochwertige Lebensmittel an der Theke kommt Bäuerinnen und Bauern zugute“, erklärte der Vorsitzende des Gremiums, Martin Hahn (Grüne). „Kurze Transportwege und nachhaltige regionale Produktion liefern außerdem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“
„Wird ein Lebensmittel mit Angaben zur Herkunft oder Begriffen wie ‚regional‘ vermarktet, muss auch ein regionaler Bezug bestehen“, betonte Hahn. Es gebe darüber hinaus weitere Merkmale, an denen sich die Verbraucherinnen und Verbraucher orientieren könnten, zum Beispiel das Qualitätszeichen Baden-Württemberg oder das Bio-Zeichen Baden-Württemberg.
Nach Aussage des Vorsitzenden hat die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln und Waren in den vergangenen Jahren zugenommen. Insbesondere als sich während der Corona-Pandemie weniger Menschen außer Haus verpflegt haben – zum Beispiel in Betriebskantinen oder allgemein im Restaurant –, habe sich der Trend zu regionalen Produkten noch einmal gesteigert. Dennoch liege der Anteil regionaler Lebensmittel geschätzt bei nicht mehr als zehn Prozent. Landwirtschaftsminister Peter Hauk begründete dies in der Sitzung des Gremiums damit, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher hauptsächlich über den klassischen Lebensmitteleinzelhandel, zum Beispiel den Discounter, versorgen würden. Deren Sortiment umfasse klassischerweise eine Vielzahl nicht-heimischer Produkte. Zudem führten die zentralisierten Strukturen der Handelsunternehmen dazu, dass nach wie vor ein regionaler Bezug und Handel mit Lebensmitteln nur in eingeschränktem Umfang stattfinden würde. Im Facheinzelhandel sei der Anteil regionaler Produkte etwas höher, jedoch gebe es auch dort die Notwendigkeit, Kundinnen und Kunden ganzjährig ein möglichst breites und tiefes Warensortiment anzubieten. Den höchsten Anteil regionaler Produkte böten Erzeugerinnen und Erzeuger direkt auf ihren Höfen sowie auf Wochenmärkten. Diese seien zwar ein sehr kleines Segment, spielten für den jeweils einzelnen Betrieb aber eine wichtige Rolle.
„Um diesen Anteil zu steigern, fördert die Landesregierung die regionale Vermarktung und damit die Höfe im Land über einen bunten Blumenstrauß an Maßnahmen“, erklärte Hahn. Dabei sei es besonders wichtig, dass Regionalvermarktung über die gesamte Wertschöpfungskette gedacht werde und alle Glieder miteinbezogen würden – vom Hof, auf dem Produkte erzeugt werden, über das Lebensmittelhandwerk und Vermarktungsbetriebe bis hin zur Gastronomie. So würden Bio-Musterregionen ausgewiesen, in denen die ökologische Landwirtschaft entlang regionaler Wertschöpfungsketten gestärkt werde. Weitere Beispiele dieser Förderung seien die Qualitätsprogramme des Landes mit den Siegeln QZBW und BioZBW, mit denen qualitativ hochwertige und regional erzeugte Produkte in der Vermarktung nachvollziehbar und transparent gegenüber Handel sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern kommuniziert würden – unter anderem über die Kampagne „Natürlich. Von daheim“. Zudem habe man mit dem Programm „Schmeck den Süden“ die Gastronomie und Hotellerie miteinbezogen.
Wie im grün-schwarzen Koalitionsvertrag vereinbart, sind zudem weitere Förderungen in Aussicht, zum Beispiel die Einführung eines Qualitätszeichens „Streuobst aus BW“. Dieses Zeichen soll auf Produkte aufmerksam machen, die aus Rohstoffbasis Früchte der für Baden-Württemberg typischen Kulturlandschaft Streuobstwiese enthalten, um solche Produkte künftig breiter zu vermarkten.