Auf Einladung der Umweltgruppe Markdorf ist der Landtagsabgeordnete Martin Hahn MdL auch zu einem Gartengespräch nach Markdorf gekommen. Im Brennpunkt stand eine Straßenplanung, konkret die Umfahrung Markdorf Süd. Mit dem Kreistagsabgeordneten Helmut Faden, den Markdorfer Gemeinderäten Dr. Bernhard Grafmüller und Jonas Alber sowie Frieder Staerke und Christian Schmid von der Umweltgruppe Markdorf tauschte sich der Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Bodensee über den möglichen Bau der Umfahrung Markdorf Süd aus.
In den vergangenen Wochen häuften sich bei der Umweltgruppe die Anfragen besorgter Markdorfer Bürgerinnen und Bürger zur möglichen Ortsumfahrung Markdorf Süd, so die Gastgeber. Hintergrund ist offenbar die angespannte finanzielle Lage der Stadt Markdorf. Bürgerinnen und Bürger stellten sich laut Umweltgruppe demnach die Frage, ob in dieser Situation diese Straße guten Gewissens gebaut werden darf. Nach Einschätzung der Gesprächsteilnehmer würde die Umgehung nur eine geringe Entlastung für die stark belastete Ortsdurchfahrt bringen. Zeitgleich seien in der Stadt eine Reihe anderer bedeutender Investitionsprojekte zu bewältigen, die nicht auf die „lange Bank“ geschoben werden könnten. Das gaben vor allem die Gemeinderatsmitglieder zu bedenken. Die Stadt Markdorf müsste sich an den Baukosten für die neue Straße mit einem ansehnlichen Betrag beteiligen. Stand 2019 beträgt der Kostenanteil, den die Stadt Markdorf tragen müsste, rund 8,5 Millionen Euro. Dazu kämen wahrscheinlich noch weitere Kosten für den Umbau zweier Verkehrsknoten im Osten der Stadt.
In Markdorf hatte 2003 bei einem Bürgerentscheid eine knappe Mehrheit von 53 Prozent für den Bau der Straße gestimmt. In der Zwischenzeit haben sich viele Randbedingungen deutlich verändert. In der ursprünglichen Planung war die Ortsumfahrung noch eine Komponente einer regionalen Verkehrsführung, so ein Einwand beim Gartengespräch. Da es nun im Westen in Richtung Bermatingen keine Fortführung geben würde und auch im Osten in Richtung B 31 neu bei Spaltenstein und Oberteuringen nicht weiter gebaut würde, würde hier nur ein Stück Kreisstraße ohne „schlüssige Verkehrsführung“ mit stark verminderter Entlastungswirkung entstehen, erläuterten die Gesprächsteilnehmer. Martin Hahn fürchtet ebenfalls, dass mit viel Geld ein Torso, eine Straße ohne Anschlüsse entstehen könnte. Die Anwohnerinnen und Anwohner sind der Meinung, dass eine Verbesserung des ÖPNV erheblich besser geeignet wäre, den Weg zu einer nachhaltigen Mobilitätswende zu ebnen und damit das Verkehrsaufkommen deutlich zu verringern. Das war auch die einhellige Meinung am Gartentisch. Auch Martin Hahn MdL möchte lieber auf den Ausbau des ÖPNV setzen.
Die Teilnehmer am Gartengespräch zweifeln zudem daran, ob eine neue Umgehung, die keine Bundesstraße wäre, an der B33 überhaupt entsprechend ausgeschildert werden dürfte. Die Markdorfer zeigen nach Biberach, wo genau dies passiert sei. In Biberach wurde offenbar bereits vor Jahren eine Kreisstraße als Umgehungsstraße für eine Bundesstraße im Ort gebaut, um den überregionalen Verkehr im Norden um das Stadtzentrum herumzuführen. Bis heute erlaube das Regierungspräsidium aber nicht, die Beschilderung so zu verändern, dass die Verkehrsteilnehmer diese Umgehungsmöglichkeit erkennen könnten. Martin Hahn MdL kennt den Fall nicht. Eine solche Situation dürfe in Markdorf aber auf keinen Fall entstehen. Die Umgehung wäre nach Auffassung des Abgeordneten dann ein „Schildbürgerstreich“.
Die Kreisräte im Bodenseekreis haben im Frühjahr entschieden, die Planung für die Umgehung voranzutreiben und das Verkehrsministerium in Stuttgart hat die Fördermittel zum Bau der Straße zugesagt. Martin Hahn MdL, Landtagsabgeordneter der Grünen für den Wahlkreis Bodensee, würde die Straße dennoch lieber verhindern. Viele Mitsprachemöglichkeiten haben die Markdorfer aber nicht mehr. Vor der Umsetzung werde der Kreis die Stadtverwaltung über die Planung nur in Kenntnis setzen. Es ist vertraglich nicht vorgesehen, dass der Gemeinderat dem Bau der Straße zustimmen muss, so die Markdorfer Kommunalpolitiker. Den Vertrag hatte noch der damalige Bürgermeister Bernd Gerber unterschrieben.