„Wir dürfen die Corona-Generation nicht verlieren“, sagt Martin Hahn MdL, Landtagsabgeordneter der Grünen für den Bodenseekreis nach Treffen mit Georg Beetz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bodenseekreis, und Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben, und Markus Brunnbauer, Bereichsleiter Ausbildung der IHK, am Montag dieser Woche.
„Große Sorge bereitet mir der prognostizierte zweistellige Rückgang bei den neuen Ausbildungsverträgen landesweit“, so Martin Hahn. „Wie stark der Bodenseekreis vom Verlust an Ausbildungsplätzen betroffen ist, lässt sich zu jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen“, stellt der Landtagsabgeordnete fest. „Kreishandwerkerschaft und IHK sprechen davon, dass im Moment weniger neue Ausbildungsverträge vorliegen als in anderen Jahren zu dieser Zeit“, sagt Martin Hahn. Allerdings hätten auch Prüfungen später stattgefunden und die Verträge würden deswegen im besten Fall erst noch geschlossen.
„Die Gesellschaft, Wirtschaft und Schulen befanden sich in einer Art Corona-Starre“, so der Abgeordnete. Zuversichtlich stimmt ihn in der schwierigen Lage, dass alle Akteure im Ausbildungsbereich an einem Strang ziehen. „Ich bin froh, dass wir im Bodenseekreis die IHK und die Kreishandwerkerschaft auf unserer Seite haben“, so Hahn. Er bedankte sich bei seinen Gesprächen ausdrücklich für die Abwicklung der Soforthilfe und setzt auch bei den angekündigten Hilfen für Ausbildungsbetriebe wieder auf die Partner. „Die berufliche Zukunft so vieler junger Menschen hängt jetzt davon ab, dass wir es zusammen mit den Ausbildungsbetrieben schaffen, das Schlimmste abzuwenden“, so Martin Hahn. Er kündigt an: „Ich werde mit Eltern und Jugendlichen um jeden Ausbildungsplatz am nördlichen Bodenseeufer kämpfen.“
Die fünf Partner des Ausbildungsbündnisses auf Landesebene – Land, Wirtschaft, Gewerkschaften, Bundesagentur für Arbeit und kommunale Landesverbände – sind sich ihrer Verantwortung für die Auszubildenden und die Ausbildungsbetriebe im Land bewusst, so die Einschätzung von Martin Hahn. Die Partner haben eine Task Force „Corona und berufliche Ausbildung“ gebildet. Auf alle wird in den kommenden Wochen in Zusammenhang mit den angekündigten Bundes- und Landeshilfen viel Arbeit zukommen.
Um Betriebe zusätzlich zu unterstützen, will das Land größere Flexibilität ermöglichen. Konkret heißt das: Die Landesregierung plant einen landesweiten Modellversuch zu einem späteren Start in die Ausbildung zu Beginn des Jahres 2021. Damit will die Landesregierung Betrieben, die im Herbst noch in Kurzarbeit sind, die Möglichkeit geben, Anfang 2021 in das Ausbildungsjahr einzusteigen. „Kammern und Berufsschulen müssen bereit sein, Auszubildende auch später noch in die Klassen zu integrieren.“ Die Kammern entwickeln gemeinsam mit den Partnern des Ausbildungsbündnisses Modellversuche für einen zweiten zeitversetzten Ausbildungsstart im Februar 2021 insbesondere für krisenbetroffene Branchen.
Das Land möchte beispielsweise helfen, indem es die AVdual-Begleitung (Ausbildungsvorbereitung dual) fördert und bedarfsgerecht angepasst. Für Jugendliche, die durch die Bundesagentur für Arbeit nicht gefördert werden können, prüft das Land die Förderung von Plätzen in außerbetrieblicher Ausbildung. Das vollzeitschulische Angebot wie die Ausbildungsvorbereitung dual (AVdual), das Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf (VAB), die einjährige und die zweijährige Berufsfachschule (1BFS, 2BFS) und das einjährige Berufskolleg (BK1) wird bedarfsgerecht ausgebaut. Das Angebot an Einstiegsqualifizierungen (EQ) wird für weitere Zielgruppen geöffnet und verstärkt mit ausbildungsbegleitenden Hilfen kombiniert. Das Angebot einer Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE) wird in Kooperation mit dem Land bedarfsgerecht ausgebaut und für weitere Zielgruppen geöffnet.
Auch wenn Betriebsbesuche aufgrund der Corona-Lage momentan nicht stattfinden können, möchte Martin Hahn in den kommenden Wochen gezielt das Gespräch mit Handwerksmeistern und Inhabern kleiner und mittlerer Betriebe suchen, um sie auf die Unterstützung und Möglichkeiten aufmerksam zu machen. „Nachrichten über die Situation bei der ZF und Airbus beunruhigen mich natürlich“, sagt der Abgeordnete. „Was das für die Ausbildung heißt, wissen wir noch nicht.“