Ich denke, wir können stolz darauf sein, dass wir hier bei uns im Bodenseekreis ein starkes Mitglied des Landesverbandes (der Heimat- und Trachtenverbände Baden-Württemberg ) haben: Den Bodensee Heimat- und Trachtenverband e.V. mit seinen drei angeschlossenen Vereinen Heimat- und Trachtverein Montfort Tettnang-Meckenbeuren, die Trachtengruppe Uhldingen-Mühlhofen und der Volkstrachten- und Heimatverein Bodenseer e.V. Friedrichshafen.
In diesem Jahr feiert der Bodensee Heimat- und Trachtenverband sein 100jähriges Jubiläum und mir persönlich tut es sehr leid, dass das große zweitägige Fest, das für Juni geplant war, nicht stattfinden konnte. Umso wichtiger ist auch der heutige Tag, denn es ist ein Tag der Würdigung.
Was gilt es zu würdigen?
Warum ist das Bewahren und Erhalten alter Traditionen wichtig?
Auf Ihrer Webseite findet sich das kluge Zitat von Carl Friedrich von Weizsäcker: „Tradition ist bewahrter Fortschritt. Fortschritt ist weitergeführte Tradition.“
Tradition und Fortschritt sind eng miteinander verwoben. Es ist immer wieder das rechte Maß, um das wir ringen müssen: Was gilt es zu bewahren, was gilt es zu verabschieden? (Das kennt jeder, der schon mal ausgemistet hat)
Für mich als Politiker ist das ein enorm herausforderndes Spannungsfeld.
Doch zurück zu den konkreten Traditionen, die hier im Mittelpunkt stehen sollen und denen sich Sie alle als Vertreter und Vertreterinnen der Heimatverbände (mit Liebe und Fürsorge) widmen. Ich finde, Traditionen wie bestimmte Trachten, Lieder, Speisen oder Tänze reichen tief in das Innere, man könnte auch sagen: in das Seelische des Menschen hinein. Sie stabilisieren uns auf ganz eigene Weise, schaffen Identität, schaffen ein Selbstgefühl und ein gesundes Selbstbewusstsein.
In einer Welt, die von rasender Veränderung geprägt ist, ist es von immenser Bedeutung, auf starke Identitäten bauen zu können. Eine Tracht trägt man nicht nur („Tracht“ kommt ja von „tragen“), sie trägt einen!
Es mag paradox klingen, aber wer eine stabile Identität hat und gut verwurzelt ist in seiner Tradition, dem fällt es gemeinhin leichter, offen zu sein, ja auf das zuzugehen, was ihm oder ihr fremd ist. Insofern sind Heimatliebende im besten Falle auch Friedensbringer. Jemand, der fest in seiner Tradition verwurzelt ist, muss nicht fürchten, bei der nächstbesten Begegnung mit jemandem aus einem anderen Land, aus einer anderen Kultur umzufallen. Er ist wie ein starker Baum. Solch ein traditionsverwurzelter Mensch kann sich möglicherweise viel offener auf ein fremdes Gegenüber einlassen. Darin liegt ein großer Gewinn für den sozialen Frieden.
Nun will ich aber Sie alle nicht mit solch hehren Zielen beauftragen an diesem Tag. Es soll ja zuallererst ein Tag sein, an dem wir gemeinsam das genießen, was die Mitglieder der verschiedenen Vereine aus ihrer jeweiligen Heimat uns präsentieren In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen herrlichen Tag!