Baden-Württemberg möchte den Anteil der Bio-Landwirtschaft deutlich erhöhen. Erreichen möchte die grün-geführte Landesregierung das Ziel mit dem Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“. Seit Jahren gibt es eine stabile Entwicklung hin zu mehr ökologischer Erzeugung im Land.
In den vergangenen fünf Jahren nahm die Zahl der Bio-Betriebe rasant um ein Drittel zu und der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche stieg auf 14 Prozent und hat sich damit in fünf Jahren verdoppelt. In den kommenden zehn Jahren möchte Martin Hahn, Landtagsabgeordneter der Grünen für den Bodenseekreis und agrarpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, aber noch höher hinaus und den Anteil von „Bio aus Baden-Württemberg“ – konkret den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche – sogar auf 30 bis 40 Prozent hochschrauben.
Die Corona-Krise wirkte wie ein Beschleuniger. Plötzlich waren Bioprodukte und ganz besonders Bioprodukte aus heimischem Anbau gefragt wie nie noch nie. Das ermutigt die Landespolitik eher noch mehr. Für den Agrarpolitiker der Grünen steht fest: Die gesteigerte Nachfrage nach „Bio“ soll nicht mit Äpfeln aus Südafrika oder Neuseeland befriedigt werden, sondern möglichst mit Bio-Obst aus Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg hat der ökologische Landbau eine lange Tradition.
Damit es mit „Bio“ im großen Stil funktioniert, muss alles stimmen und passen: Es braucht Produzent*innen, Verarbeiter*innen und Vermarkter*innen und es wird auf die Verbraucher*innen ankommen. Die landwirtschaftlichen Betriebe produzieren alles, was sie zu einem angemessenen Preis verkaufen können und den Höfen eine Perspektive eröffnet, weiß nicht nur Marin Hahn. Der Erhalt der Höfe und wie sie wirtschaften wiederum spielt eine entscheidende Rolle, um die Artenvielfalt im Land zu erhalten.
Da immer mehr Menschen – wenigstens in nicht Corona-Zeiten – nicht zu Hause essen, kommt es darauf an, das die Außer-Haus-Verpflegung, in erster Linie Kantinen aber auch die Gastronomiebetriebe auf Bioprodukte umstellen. „Es ist ein Prozess“, sagt Martin Hahn.
Durchstarten will Baden-Württemberg jetzt mit dem Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“. Das Ziel ist klar. Im Doppelhaushalt 2020/2021 hat das Land insgesamt 9 Millionen Euro in diesem und im kommenden Jahr für den Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“ bereitgestellt. Der Aktionsplan umfasst die Bereiche Erzeugen, Verarbeiten, Vermarkten bis hin zur Nachfrage und zum Konsum von Bio-/Öko-Produkten. Der Aktionsplan enthält ein ganzes Bündel von Aktionen, mit dem das Land die Bedingungen für bereits ökologisch wirtschaftende Betriebe verbessern und den Neueinstieg in den ökologischen Landbau und die ökologische Lebensmittelwirtschaft erleichtern will.
Der Aktionsplan setzt auf aktive Beteiligung der Wirtschaftsakteure und Verbände sowie der Wissenschaft. Er unterstützt unternehmerische Initiativen, Ansätze zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und nutzt die Innovationskraft des Öko-Sektors. Er soll die Wertschöpfung der Bio-Branche im Land weiter stärken.
Es gibt unterschiedliche Handelsfelder wie Erzeugen & Verarbeiten. Im Fokus sind hier Veranstaltungen mit Akteuren in der Bio-Wertschöpfungskette, speziell aus dem Lebensmittelhandwerk, also Mühlen, Metzger, Bäcker, Molkereien, Mälzer- und Brauereien. Ein anderes Handlungsfeld umfasst Bildung, Beratung, Forschung und Fachinformationen. „Die Landesregierung investiert ganz verstärkt in den Bildungsbereich“, so Martin Hahn. Ein weiteres Handlungsfeld ist Vermarkten und Anbieten. Geplant ist die Ausschreibung einer Öko-Markt- und Nachfrageanalyse für Baden-Württemberg, die angesichts des Zieles von 30 bis 40 Prozent ökologischer Landbau bis 2030 in Baden-Württemberg auch Handlungsempfehlungen geben soll. Auch das Handlungsfeld Öko-Kontrolle und Recht gibt es. Denn das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Qualität der ökologisch erzeugten Lebensmittel zu erhalten und zu stärken, ist einer der wichtigsten Bereiche zur Förderung des Ökolandbaus in Baden-Württemberg.
„Der ökologische Landbau ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategien des Bundes und des Landes Baden-Württemberg“, sagt Martin Hahn. Zu sehen ist der Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“ auch im Kontext mit dem Eckpunktepapier der Landesregierung zum Schutz der Insekten im Land. Er ist integraler Bestandteil zur Umsetzung des Eckpunktepapiers der Landesregierung und damit dem daraus resultierenden Gesetz zur Änderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes. Der Anteil der ökologischen Landwirtschaft muss demnach auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 ansteigen.