Die Dezentralisierung bei den Schlachthöfen ist alleine schon aus seuchenhygienischen Gründen dringend geboten. Das hat die Corona-Pandemie gezeigt. Die „Re-Regionalisierung“ der Schlachthöfe ist auch nötig, um endlich Schluss zu machen mit langen qualvollen Lebendtiertransporten. „Das Tierleid bei solchen Transporten und in den industriellen Schlachtfabriken müssen wir auf ein absolutes Minimum begrenzen“, sagt Martin Hahn MdL, agrarpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen.
„Die dramatischen Ereignisse bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück und in anderen Großschlachthöfen haben in den vergangenen Wochen verdeutlicht, wie es um die Schlachtbranche und die Struktur der Fleischverarbeitung in Deutschland steht“, so Martin Hahn. Die Nachrichten waren schockierend: Es gibt eine zunehmende Marktkonzentration mit wenigen aber großen Schlachtkonzernen, mit der Ausbeutung von abhängig Beschäftigten, mit miserablen Arbeits- und Wohnbedingungen, der Nicht-Einhaltung von Arbeitsschutzstandards, Hygieneauflagen und Seuchenschutzregeln. „Dieses System ist falsch und krisenanfällig“, sagt Martin Hahn.
Er wünscht sich Alternativen zu den industriellen Schlachtfabriken und die Wiederbelebung einer „qualitätsorientierten und handwerklichen Fleischverarbeitung“. Er möchte zurück zu einer stabilen und vielfältigen Schlachthofstruktur – oder sie erhalten, wo sie noch vorhanden ist. „Das kann nur Hand in Hand mit dem Umbau der Tierhaltung gehen“, sagt Martin Hahn.
Der Agrarpolitiker plädiert für eine Agrarwende hin zu einer regionalen Landwirtschaft.
Vielfältige bäuerliche Agrarstrukturen wie in Baden-Württemberg müssen erhalten und weiterentwickelt werden. Die Regionalisierung von landwirtschaftlicher Erzeugung und Verarbeitung auf der einen und die regionale Nachfrage nach Qualitätsprodukten auf der anderen Seite könnten dazu beitragen, die Landwirtschaft, auch die Tierhaltung, nachhaltig zukunftsfähig zu machen und bäuerliche Erzeugerstrukturen zu stärken. Hofnahe Schlachtung durch Weideschlachtung, mobile Schlachtsysteme sowie Hof- und Direktverarbeitung möchte Martin Hahn unterstützen und fördern. Vorschläge, um dieses Ziel zu erreichen, sind zum Beispiel bestehende Investitionsförderprogramme zu erweitern sowie eine Förderung über die Zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) auszubauen. Nötig wäre zudem eine Überarbeitung der europäischen Schlachtverordnung, so dass diese auch mit den Gegebenheiten einer kleinstrukturierten Schlachtung vereinbar ist. Wünschenswert bleibt darüber hinaus eine EU-weite Fleischkennzeichnung, die die Herkunft des Fleisches transparent macht.